Die Serien-Adaption des Geralt von Riva von Netflix „The Witcher“ erschien mit einer ersten Staffel am 20. Dezember 2019. Die zweite Staffel folgte dann am 17. Dezember 2021. Die Serie hält sich (zumindest in der ersten Staffel) deutlich strikter an die Romanvorlage aus der Feder des polnischen Autors Andrej Sapkowski als die Videospiele zum Hexer von Riva… und die Erwartungen waren wohl bei vielen einfach zu hoch. Aber dazu später mehr.

The Witcher – Story, Welt und Themen

Wer bisher noch nie vom Hexer gehört hat: Protagonist Geralt von Riva zieht in einer mittelalterlichen Fantasywelt durch Städte und Dörfer, um die Menschen gegen Bezahlung von allerlei Monstern und Fantasyfiguren zu befreien. Er trifft auf verschiedene (Haupt-)Figuren, darunter die Zauberin Yennefer von Vengerberg, den Zwerg Zoltan Chivay und den Barden Rittersporn, seinen besten Freund. Mit Ciri, einer jungen Prinzessin von Cintra, verbindet ihn ein besonderes Schicksal, das nach und nach aufgedeckt wird.

Was mir an der Romanvorlage und damit auch an den Spielen sehr gut gefällt: Es gibt in Sapkowskis Welt kein Schwarz und Weiß, eindeutig Böse und eindeutig Gut, sondern die Hintergründe, Charaktereigenschaften und Beweggründe der einzelnen Personen, ob Mensch, Zwerg, Elf oder sonstige Fantasyfigur, erschließen sich erst mit der Zeit. Wie in unserer, so trifft man auch in der Hexer-Welt auf Hass, Liebe, Brutalität, Diskriminierung, Rassismus, Vorurteile oder Alkoholismus.

Auch in der Serie werden diese Motive gut dargestellt. Allerdings ist der Look (Figuren, Hintergründe, Rüstungen und Kostüme) einfach viel zu „shiny“ und sauber. Alles leuchtet auf eine komische unnatürliche Art und Weise. Hier hätte ich mir einen viel düstereren und realistischeren Ansatz gewünscht.

Schauspielerische (Nicht-)Leistungen und unbewusstes Vergleichen

Die schauspielerischen Leistungen, insbesondere von Ciri (Freya Allan) und Rittersporn (Joey Batey) finde ich in beiden bisherigen Staffeln nicht wirklich überzeugend. Henri Cavill (übrigens selbst ein Fan der Videospielreihe) ist so ziemlich der Einzige, der in seiner Rolle als Hexer überzeugen kann. Die erste Staffel gefiel mir insgesamt sogar noch besser als die zeitlich chronologisch geordnete Staffel 2, da die Folgen hier zeitlich und inhaltlich unabhängig voneinander sind. So geht es in der allerersten Folge z.B. um Renfri, eine verfluchte Prinzessin in Blaviken, die sich mit dem Hexer duellieren möchte. In Folge 6 der ersten Staffel geht es um die Jagd auf einen goldenen Drachen.

Die Charaktere und ihr Schicksal waren mir insbesondere in Staffel 2 ziemlich egal, weshalb ich nicht groß mitgefiebert habe in den Kämpfen und Schlachten. Auch die Nebendarsteller blieben mir nicht groß in Erinnerung. Dazu muss man sagen: Ob man will oder nicht, man vergleicht die Serie und ihre Figuren oft (unbewusst) mit denen aus der Videospielreihe von CD Projekt RED. Ich lieber „The Witcher 3“ und es zählt zu meinen absoluten Lieblingsspielen. Ich würde es sogar zu meinen persönlichen Top Five der besten Spiele aller Zeiten zählen.

Und der raue, muskelbepackte und doch einfühlsame Hexer aus „The Witcher 3“ bleibt einfach unerreicht. Sorry, Henry Cavill, du machst deine Sache sehr gut und ragst deutlich heraus, was die schauspielerischen Leistungen betrifft. Aber der „echte“ Hexer ist und bleibt für mich Geralt von Riva aus dem hochgelobten dritten Teil der Videospiele.

Vielleicht wäre es besser gewesen, erst die Bücher zu lesen, dann die Serie zu schauen und zum Schluss die Videospiele zum Hexer zu konsumieren. Zumindest würde man so Serie und Spiel nicht ständig miteinander vergleichen und die Serie wäre bei mir dann wohl (deutlich) besser weggekommen.

Am schlimmsten finde ich jedenfalls Joey Batey als Rittersporn. Einfach nur nervig hoch zehn! In den Spielen fand ich den Charakter schon nervtötend. In der Serie ist Rittersporn einfach nicht zum Aushalten. Auch seine Songs (insbesondere in der 2. Staffel) wirken komplett deplatziert.

Fazit

Ich mochte und mag die Serie zwar ganz gern, ein „Must see“-Titel ist sie für mich aber definitiv nicht. Dazu wirkt vieles einfach zu unstimmig und belanglos. Die Schauspieler bleiben alle ziemlich blass, die Geschichte plätschert so vor sich hin, der Look ist viel zu „shiny“ für eine eigentlich düstere Mittelalter-Welt und es gibt in den beiden Staffeln nur wenige Szenen, die im Gedächtnis haften bleiben.

Meine Wertung lautet:

6/10

Pro

  • Gut choreografierte Kämpfe/Actionszenen
  • Henry Cavill

Contra

  • Blasse Charaktere außer Geralt
  • Dieser nervige Barde !!!
  • Zu heller und cleaner Look für eine mittelalterlich-düstere Welt
  • Teilweise schlechte Effekte (siehe Drachen in Staffel 2)
  • Zeitsprünge in Staffel 1 können sehr verwirrend sein

Beste Folgen bisher: „Bankette, Bastarde und Begräbnisse“ (Staffel 1), „Kaer Morhen“ (Staffel 2)

Ähnliche Serien: Game of Thrones, House of Dragon, The Last Kingdom

Bilder

Redanian Intelligence https://redanianintelligence.com/2021/12/21/all-hi-res-pics-from-the-witcher-season-2/