Das Konzept des dauerwütenden Rächers Kratos war nach insgesamt sechs Playstation-exklusiven Vorgängerspielen reichlich abgenutzt. Daher entschieden sich Sony (Publisher) und Entwickler SIE Santa Monica Studio für ein neues Konzept und brachten Kratos in Form einer Vater-Sohn-Geschichte zurück. Schauplatz ist im Erstlingswerk „God of War“ mit dem neuen Kratos nun nicht mehr das antike Griechenland, sondern die nordische Mythologie. Und so bereisen wir mit Kratos und seinem Sohn Atreus insgesamt sechs Welten in Midgard. Ob die Frischenzellenkur des alten Haudegens gelungen ist, erfahrt ihr in diesem Review.

Story

Zur Story sei aus Spoilergründen nur so viel gesagt: Kratos hat nun einen Sohn namens Atreus. Mit ihm bereist er verschiedene Welten der nordischen Mythologie, um die Asche der verstorbenen Mutter auf dem höchsten Gipfel zu verstreuen. Apropos nordische Mythologie: Das Spiel interpretiert diese doch sehr frei und das muss man mögen. Für alle, die sich hier auskennen, mag das unbefriedigend sein, sofern man die „echte“ Mythologie nachspielen möchte. Allerdings waren auch die alten God of War-Teile keine korrekte griechische Mythologie zum selbst erleben.

God of War 3

Gameplay

Das Grundprinzip des Spiels bleibt erst einmal unangetastet: Wir schnetzeln uns mit Kratos durch allerlei Monsterfiguren wie Trolle, Valkyren, Dunkelelfen und Oger. Als Waffen dienen Kratos dabei u.a. eine Axt und später eine altbekannte Waffe. Dazu werden immer mal wieder Rätsel eingestreut. Diese spielen sich auf abgegrenzten größeren Arealen ab. Man kann die Semi-Open-World also nicht komplett frei und selbständig erkunden.

Als neues Spielelement hinzu kommt der pubertierende Atreus. Dieser unterstützt uns mit Pfeil und Bogen im Kampf und greift uns auch bei den diversen Knobelaufgaben unter die Arme. Wir können ihm zudem Befehle erteilen, z.B. wohin er seine Pfeile schießen soll.

Im Gegensatz zu den Vorgängern mit feststehender Kamera spielen wir Kratos im neuen Teil aus einer Ego-Perspektive. Dies ist deutlich träger als zuvor. Denn in den alten Teilen wirbelte man mit Kratos nur so durch die Gegnerhorden, dass es mehr einem Hack and Slay-Titel als einem Action-Rollenspiel ähnelte. Dafür fühlen sich die Kämpfe im neuen God of War mit Axt und Rundschild noch wuchtiger und Kratos Waffen noch mächtiger sowie durchschlagsfähiger an. Auch das Werfen der Axt gefällt mir sehr gut und bietet neue Möglichkeiten im Kampf.

Teilweise nervten mich die vielen unnützen Items. So findet man oft Waffen und Rüstungsteile, die einem nichts bringen, da man schon lange über bessere Ausrüstung verfügt.

God of War 2

Grafik

Die Grafik des neuen God of War ist einfach nur beeindruckend. Insbesondere mythologische Figuren wie die Midgardschlange oder der Kampf gegen den Drachen Hraezlyr sehen eindrucksvoll aus. Auch sämtliche Riesen und Trollen sind toll animiert. Was nach einiger Spielzeit jedoch auffällt, ist die etwas zu geringe Gegnervielfalt. So kann es auf Dauer ermüdend sein, immer wieder gegen die gleichen Armeen von Elfen oder Insektenwesen anzutreten.

Fazit und Wertung

Es hat eine ganze Weile und insgesamt drei Neustarts gebraucht, bis ich mit dem neuen God of War so richtig warm geworden bin. Vielleicht weil ich mich einfach zu sehr an den alten, permanent rumbrüllenden und von extremer Wut erfüllten Kratos gewöhnt hatte?

Auch der kleine Atreus ging mir anfangs ziemlich auf den Sack. Zudem spielt sich der Titel einfach um einiges träger als seine Vorgänger und die Laufwege sind meines Erachtens teilweise zu lang. Die Gegnervielfalt lässt insgesamt zu wünschen übrig. Ein paar mehr mythologische Figuren hätte man sicher noch als (Boss-)Gegner einfügen können.

Mein Lieblingsteil bleibt nach wie vor God of War 3 – was hier an hasserfülltem und blutgetränktem Gemetzel aufgetischt wurde, bleibt für mich unerreicht. Auch die Charaktere aus dem dritten Teil wie z.B. Zeus, Poseidon, Hades oder Hercules hatten viel mehr Persönlichkeit und bleiben mehr in Erinnerung als die doch eher blassen Figuren (u.a. die Zwerge Brok und Sindri sowie Freya) aus dem Reboot. Ich muss sagen, dass ich in einem Action-Rollenspiel noch nie so einen blassen Hauptwidersacher wie Baldur erlebt habe.

Trotz der Kritikpunkte ist der Neustart insgesamt jedoch ziemlich gut geglückt und ich bin gespannt darauf, wie es mit der Vater-Sohn-Geschichte in God of War Ragnarök (Release: 09. November 2022) weitergeht.

Meine Wertung lautet deshalb:

 7/10

Pro

  • Toll gestaltete Welten und Kreaturen
  • Bombastische Grafik und wuchtige Kämpfe
  • Eindrucksvoller Soundtrack

Contra

  • Zu geringe Gegnervielfalt
  • Zu wenig Bossgegner
  • Teilweise lange Laufwege
  • Flut an (unnötigen) Items
  • Die sehr freie Interpretation der nordischen Mythologie muss man mögen


Plattformen

PS4, PS5 und seit Januar 2022 für PC

Bilder

Playstation.Blog, 04. Oktober 2022